Ralf vor Hawaii

Ein Herbsturlaub in den Bergen mit intensiven Wanderungen stand in diesem Monat eigentlich im Terminkalender. Doch Wandern ist so ziemlich das Letzte, was Ralf Austinat im Sinn hat, wenn er an den ziemlich drastisch modifizierten Urlaub denkt. Denn der Iserlohner Triathlet startet am Samstag beim Ironman auf Hawaii.

Die nach 1997, 2007 und 2009 vierte Teilnahme an diesem legendären Langdistanz-Klassiker, stand in dieser Saison gar nicht zur Debatte. Doch ein herausragender Wettkampf beim Ironman Kanada im August bescherte dem 55-Jährigen die Startberechtigung. „Ich musste nicht lange überlegen, um diesen Trip zu planen“, sagt Austinat und verweist auf das besondere Hawaii-Feeling. „Da sind die Besten der Welt versammelt, die manchmal extremen Bedingungen sorgen für den besonderen Reiz, aber eigentlich kann man diese spezielle Atmosphäre mit Worten gar nicht beschreiben“, ließ er vor seinem Abflug in der letzten Woche ausgeprägte Vorfreude anklingen, obwohl er schon dreimal dort war. Als Selbstständiger kann er sich seine Zeit gut einteilen, und weil Ehefrau Angela gleichfalls ein Faible für Triathlon und Ausdauersport hat, war im Hause Austinat der Oktoberurlaub schnell umgepolt.

Zehn Tage, so die Rechnung des erfahrenen Triathleten, sollte man vor dem Wettkampf schon vor Ort sein, um die Zeitumstellung zu verkraften und sich mit leichtem Training einzustimmen. In der Woche vor dem Wettkampf wird es allmählich voll in Kailua-Kona auf Hawaii, und die vielfältigen Kontakte mit Athleten aus der ganzen Welt machen gleichfalls den Sonderstatus dieser inoffiziellen Weltmeisterschaft aus.

Austinat bezeichnet Triathlon nach wie vor als sein großes Hobby, dem er in intensiven Phasen bis zu 18 wöchentliche Trainingsstunden widmet. Einen Trainer hatte er nie, eine Pulsuhr war immer überflüssig, und doch hat es der Autodidakt in bemerkenswerter Weise geschafft, über viele Jahre hinweg ein hohes Leistungsniveau zu konservieren. „Training macht Spaß, aber Wettkämpfe sind das Salz in der Suppe“, sagt Austinat und kommt zu seiner zweiten Leidenschaft: Reisen. „In Deutschland habe ich alle großen Wettkämpfe durch, so dass ich nach interessanten Angeboten im Ausland schaue.“ Und da gibt es noch so einiges, zumal er sich nach diesem Jahr von der Langdistanz verabschieden und noch eine Weile die Kurz- und Mitteldistanz bestreiten will. Aber es muss auch nicht unbedingt der Triathlon sein. „Auf das Laufen kann ich gut verzichten, aber ich fahre für mein Leben gerne Rad“, schaut er mit besonderem Interesse auf den Wettkampfkalender der Radsportler. Wichtig bei allem: Der eigene Anspruch muss erfüllt werden. „Wenn ich für eine Langdistanz selbst bei guten Bedingungen fünfzehn Stunden brauchen würde, dann wäre das nichts mehr für mich“. Apropos Stunden und Bedingungen: Wie sind die Ambitionen für Hawaii 2014? Seinen persönlichen Rekord stellte er 1997 mit 11:03 Stunden auf. „Da war ich topfit, aber das Wetter absolut extrem“. Mittlerweile ist er kampferprobt, wirklich irritieren kann ihn wenig. Das Ziel: „Wenn ich es in elfeinhalb Stunden schaffen würde, wäre ich total happy. Aber so wichtig ist die Zeit nun auch nicht“, versichert Ralf Austinat. Etwas Sorge bereitet ihm eine Knieverletzung, die die Laufleistung limitieren könnte. „Zur Not muss ich eben doch wandern“, fügt er schmunzeln hinzu. Und denkt an den Herbsturlaub, wie er ursprünglich mal geplant war.

Quelle: www.derwesten.de