Roth Solar
„Triathlon in Roth ist wie Tennis in Wimbledon.“  Dieser Satz, den ein großes Wochenmagazin schon vor 20 Jahren über die Datev Challenge Roth schrieb, hat ausgedient. Denn er beschreibt kaum mehr zutreffend was sich am Wettkampfwochenende im selbsternannten Triathlon-Landkreis Roth wirklich abspielt. Während Wimbledon stille gediegene Atmosphäre ist, ist die Challenge ein knallbuntes lautes Volksfest, eine Legende mit einer Viertelmillion euphorisch lärmenden Zuschauern, 6000 unermüdlichen Helfern, einem kopfstehenden Landkreis, über 3400 Einzelathleten und 660 Staffeln und mit einem hohem Wiederholungsfaktor. Roth ist zugleich großer Sport und das Woodstock des Triathlon. Selbst der in diesem Jahr erstmals dort gestartete Bundesjustizminister Heiko Maas ließ sich – zutreffend, aber vielleicht politisch unkorrekt – vor dem Mikrofonen der Presse dazu hinreißen, die Atmosphäre als „einfach geil“ zu bezeichnen.

Roth Start

Und so zog es nach den begeisternden Berichten der Vorjahre diesmal mit Verena Walter, Carsten Schäfter, Thomas Suslik und den als Staffel gemeldeten Stefan Grote, Dr. Frank Nobis und Rainer Sülberg am vergangenen Wochenende auch eine große Iserlohner Delegation in die Triathlon-Traumfabrik der fränkischen Kleinstadt, um die 3,8km Schwimm-, 180km Rad- und 42,2km Laufstrecke in Angriff zu nehmen. Neben dem hohen Genussfaktor des Wochenendes, gingen für die Iserlohner dort aber auch sportlich einige Träume in Erfüllung.

Roth VerenaAllem voran für Verena Walter, die zwar als Profi startet, für die Roth aber auch immer noch etwas Besonderes ist. „Obwohl ich inzwischen rund um den Globus gestartet bin, hatte ich am Solarer Berg (dem größten Stimmungsnest der Strecke, in dem man in eine „Wand" von tausenden Zuschauern fährt) Tränen in den Augen", schwärmte Walter. Sie hatte sich im Profirennen mit einer TOP 10 Platzierung in persönlicher Bestzeit von 9:20 Stunden Großes vorgenommen. Nach einem hervorragenden Schwimmpart in 56:30 Minuten und ebenso überzeugender Radleistung (5:07:40) noch auf Platz 7 liegend, blieb sie lediglich beim Lauf in 3:32:27 etwas unter ihren Möglichkeiten und beendete das Rennen zwar nicht in Bestzeit, aber mit 9:40:38 genau auf dem geplanten Rang 10 der Damenwertung.


Ebenfalls einen großen sportlichen Erfolg feierte die Staffel des Iserlohner Triathlon Teams, obwohl für Schwimmer Grote (1:06:34), Radfahrer Nobis (4:52:58) und Läufer Sülberg (3:16:50) hauptsächlich der Spaß im Vordergrund stand. „Wir haben uns tagelang den Kopf zermartert, wie wir alten Herren die von Verena ausgegebenen 9:20:00 Stunden unterbieten können" scherzten die drei ITTer nach dem Rennen. Und das Trio hatte gut lachen, denn mit 9:19:59 Stunden hatten sie am Ende nicht nur Walters avisiertes Ziel denkbar knapp um 1 Sekunde unterboten, sondern auch Platz 21 aller 660 Staffeln sowie den Titel der schnellsten ITT-Langdistanz-Staffel aller Zeiten errungen.

Roth Grote Suelberg Nobis


Nicht minder beeindruckend die Leistung von Thomas Suslik, der als Rookie seine erste Langdistanz bestritt und in hervorragenden 10:39:31 Stunden (1:04:54; 5:29:26; 3:57:00) eine der besten Debüt-Zeiten des ITT erzielte und damit überglücklich Platz 95 seiner AK 35 erreichte.

Roth CarstenAm meisten zu leiden auf der Strecke hatte Carsten Schäfter. Nachdem er zunächst durch einen defekten Reifen 20 Minuten auf der Radstrecke verloren hatte, plagten ihn schon ab Beginn des Marathons immer wieder Krämpfe, die ihn wiederholt dazu zwangen, Gehpausen einzulegen oder sich durch Rot-Kreuz-Helfer massieren zu lassen. „Wenn ich meinem kleinen Sohn Luca nicht versprochen hätte, mit ihm gemeinsam durch das Ziel zu laufen, hätte ich sicher aufgegeben", erläuterte der Familienvater. „Trotz aller Qualen hat das Rennen aber riesigen Spaß gemacht und der Zieleinlauf in diesem großartigen Stadion hat alle Schmerzen aufgewogen" zeigte sich auch Schäfter, der nach 13:55:20 Stunden (1:24:45; 6:57:10; 5:25:07) das Ziel erreichte, von der von allen Iserlohnern bestätigten einmaligen Atmosphäre gerührt.

Und auch Walter fasste die Eindrücke aller Iserlohner nochmals treffend zusammen: „Müsste ich heute meine Stimme für das emotionalste und beste Triathlon-Rennen der Welt abgeben, würde ich Roth wählen!"

Roth Stadion