Am vergangenen Wochenende fand auf Deutschlands größter Insel die Erstauflage des Triathlon „Strandräuber Ironman 70.3 Rügen“ mit über 1300 Athleten aus 34 Nationen statt. Unter ihnen befanden sich auch 5 Sauerländer vom Iserlohner Tri Team. Dirk Dreesen, Thomas Suslik und René Schmerbeck stellten sich zum ersten Mal einem 70.3-Wettbewerb, der aus 1,9 Km Schwimmen in der Ostsee, 90 Km Radfahren quer über die Insel und einem abschließenden Halbmarathon entlang der Strandpromenade des Seebades Binz bestehen sollte. Zudem waren die Routiniers Verena Walter und Tilo Becker am Start.

Schon bei der Anreise kursierten in den Social Media Gerüchte, das Schwimmen sei gefährdet. Als die Iserlohner Starter am Freitagnachmittag vor Ort waren, konnten sie mit eigenen Augen sehen weshalb. Die sonst so ruhige Ostsee türmte sich nicht nur im Strandbereich zu bis zu 2 Meter hohen Wellen auf. Ein Sturmtief aus dem Norden sorgte mit 5-6 Windstärken für eine kräftige Brandung, die bis zum Wettkampf am Sonntag nicht abebbte. Den Organisatoren blieb schon aus Sicherheitsgründen nichts anderes übrig, als aus dem Triathlon einen Duathlon zu machen. Der Schwimmsplit wurde durch einen 5-Km-Lauf ersetzt. Sicher eine vernünftige Entscheidung, die aber der Veranstaltung einen Teil ihres besonderen Reizes nahm, wie nicht nur die starken Schwimmer unter den Iserlohner Athleten fanden.

Überhaupt war das Wetter für alle teilnehmenden Sportler das prägende Thema. Rügen, die vermeintlich sonnenreichste Insel Deutschlands, zeigte sich von ihrer schlechtesten klimatischen Seite. Beim Start prasselten heftige Gewitterschauer auf die Sportler herunter. Als erste gingen die männlichen und die weiblichen Profis, darunter Verena Walter, ins Rennen. Dann folgten nach Altersklassen gestaffelt die weiteren Teilnehmer. Dirk Dreesen ging 10 Minuten vor Tilo Becker, Thomas Suslik und René Schmerbeck auf die Laufstrecke. Von seinem zeitlichen Vorsprung hatte Dirk Dreesen gegenüber seinen laufstärkeren Verfolgern nach der Auftaktdisziplin fast die Hälfte eingebüßt. Beim Wechsel auf das Rad waren alle Teilnehmer vom andauernden Regen so durchnässt, als wenn sie vorher geschwommen wären. Während die Himmelsschleusen weiter geöffnet blieben, gesellten sich auf der Radstrecke noch stürmische Windböen hinzu. Immerhin konnte Dirk Dreesen noch bis zum Kilometer 37 seinen startbedingten Zeitabstand verteidigen. Dann holten ihn zunächst Thomas Suslik und kurz darauf Tilo Becker ein. Diese beiden Iserlohner rangen über einige Kilometer um die vereinsinterne Führung bis Tilo Becker seinen Kameraden ziehen ließ und auf seine läuferische Stärke vertraute. Bemerkenswert an Thomas Suslik ist, dass er seine sportliche Leidenschaft Triathlon mit einem körperlichen Handicap ausübt. Er ist seit seiner Geburt gehörlos, kann aber den Sport ohne spezielles Equipment ausüben. In Rügen startete er gemeinsam mit 2 ebenfalls hörgeschädigten Freunden, die sich in dem privaten Triathlon-Club Deaf Triathlon Münsterland zusammen getan haben.

verena-RuegenWer übrigens geglaubt hatte, auf dem pfeilschnellen 45-Km-Rundkurs eine neue persönliche Radbestzeit aufstellen zu können, revidierte kurzum sein Ziel und konzentrierte sich darauf, sturzfrei den nächsten Wechsel anzusteuern. Denn die Radstrecke wartete noch mit einigen Überraschungen auf. Neben großflächigen Pfützen und herabgefallenen Ästen, die umfahren werden mussten, waren pro Runde 3 Kopfsteinpflaster-Passagen zu meistern. Die Pflastersteine, die vermutlich der Verkehrsberuhigung dienen, verlangten den Fahrern nicht nur besondere Steuerkünste ab, sondern verursachten bei ihnen wegen der Anfälligkeit ihrer filigranen Zeitfahrräder größere Sorgen vor technischen Pannen. Kurz vor Ende der 2. Radrunde erwischte es Triathlon-Neuling René Schmerbeck, der die letzten Kilometer bis zur Wechselzone mit einem platten Hinterrad absolvieren musste.

Beim abschließenden Halbmarathon hatte der Wettergott endlich Erbarmen mit den Sportlern. Es regnete nicht mehr und die Pfützen auf der viermal zu umrundenden Strecke trockneten langsam ab.

Von den verbesserten Bedingungen konnte Verena Walter, die 40 bzw. 50 Minuten vor ihren männlichen Vereinskameraden gestartet war, am wenigsten profitieren. Sie war bereits im Ziel als Tilo Becker den weniger rutschigen Untergrund für eine Gegenattacke nutzte und Thomas Suslik zu Beginn der 2ten Laufrunde einholte. Thomas Suslik wehrte sich nach Kräften, musste Tilo Becker aber bei seiner Paradedisziplin letztlich ziehen lassen.

Damit stand die ITT-Reihenfolge für diesen Tag fest:
Verena Walter 5. in der AK WPro und 87. Gesamt mit 4:36:34 (20:22/2:34:04/1:33:51),
Tilo Becker 26. in der AK 35 und 149. Gesamt mit 4:49:17 (20:11/2:42:58/1:37:51),
Thomas Suslik 50. in der AK 35 und 273 Gesamt mit 5:06:23 (21:10/2:36:56/1:57:41) und
Dirk Dreesen 87. in AK 45 und 517 Gesamt in 5:33:24 (25:09/2:51:02/2:04:40).
René Schmerbeck musste leider aufgrund einer wieder aufgebrochenen Knieverletzung den Wettkampf bei der letzten Disziplin vorzeitig beenden. Dass zu diesem Zeitpunkt endlich wieder die Sonne schien, konnte ihn wegen seiner großen Enttäuschung nicht wirklich mit seinem ersten Triathlon über die 70.3-Distanz versöhnen. Bessere Laune hatten hingegen die übrigen Starter des Iserlohner Tri Team, die sich über einen durchaus gelungenen Saisonabschluß freuten.
 

Rügen 2014