Dürften Triathleten einen neuen Feiertag bestimmen, dann würden sie den 2. Samstag im Oktober jedes Jahres zum heiligsten Ihrer Tage aussprechen. 

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Denn immer dann findet auf der mitten im Pazifik liegenden Insel Big Island / Hawaii die Mutter aller Triathlons statt. In diesem Jahr sogar mit dem 35. Jubiläum. Scheinbar wird es von Jahr zu Jahr immer schwieriger, sich als so genannter Agegrouper für diese Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Das Leistungs-Niveau steigt immer höher an. Bei insgesamt 35 Rennen über die 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad und 42,2 km Laufen auf der ganzen Welt ist eine Qualifikation möglich – doch die so genannten Slots sind auf insgesamt ca. 1.800 Starter begrenzt.

Die Iserlohnerin Verena Walter zählt bereits zu dem erlesenen Kreis der Hawaii-Finisher. Bereits drei Mal (2007, 2009, 2011) war sie am Start. Auch in diesem Jahr durfte sie, nach zwei kräfteraubenden Rennen in Zürich und Wiesbaden, die weite Reise auf sich nehmen, um am 12. Oktober an der Startlinie in Kailua-Kona zu stehen. Ihr Lebensgefährte Ulrich Freitag unterstütze sie vor Ort.

"Die mentale Belastung vor einem so großen Rennen ist enorm – auch wenn man es versucht auszublenden. Man hat fast ein ganzes Jahr auf diesen einen Tag hin trainiert. Ich hatte Angst, dass etwas schief geht oder ich kurz vorher krank werde", erklärt Verena Walter die besonderen Umstände. Die Szenerie auf Hawaii lädt auch eher zum Urlaub machen ein, als zum Hochleistungssport. Die extremen klimatischen Bedingungen machen das Rennen so hart. Der Pazifik hat eine Temperatur von 26°C und das Schwimmen findet ohne Auftrieb leistenden Neoprensuit statt. Die Temperaturen steigen tagsüber auf gut über 30°C bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Auf der Radstrecke sind die Athleten der Sonne und dem flimmernden Asphalt ausgesetzt. Dazu weht der gefürchtete "Mumuku-Wind", der für ständigen Gegenwind zu sorgen scheint. Die profilierte Laufstrecke bietet wenig Abwechslung und fordert mentale Stärke.

Doch Verena Walter fühlte sich bestens durch Trainer Florian Hanakam vorbereitet. Dieser hatte ihr auch eine Zielvorgabe mit auf den Weg gegeben: Neue persönliche Hawaii-Bestzeit (10:41:25 Std. / 2011) – im Optimalfall eine Zeit von 10:15 Stunden. Diese Zielzeit erschien Walter sehr ambitioniert – doch am Tage des Rennens herrschten perfekte Bedingungen: nicht zu heiß und vergleichsweise wenig Wind.

Das Schwimmen verlief für die Waldstädterin nicht ganz optimal – der Pazifik glich einer Waschmaschine. Immer wieder wurde Walters Rhythmus durch eine Kollision mit einem anderen Athleten gestört. Darauf bedacht, keine schmerzenden Tritte abzubekommen, schwamm Walter einen defensiven Stil. Doch beim Verlassen der Wechselzone bemerkte die 32-jährige, dass sie voll und ganz im Zeitplan war. 1:03:30 Std. waren 6 Minuten weniger als erwartet.

Der gefürchtete Wind beim Radfahren wurde auf dem ersten Teil der Wendepunktstrecke zum freundlichen Helfer aller Athleten. "Beim Blick auf meinen Tacho wurde mir klar, dass wir ordentlich Rückenwind hatten – sonst wäre mein 39er-Schnitt nicht zu erklären gewesen", scherzt Verena Walter. Doch nach 90 km lag ein hartes Stück Arbeit gegen den Wind vor ihr. Walter schien einen Sahnetag erwischt zu haben. Sie pedallierte auf dem in der Lavawüste liegenden Highway konstant Richtung Wechselzone.

Nach 5:06:58 Std. auf dem Rad wechselte sie in die Laufschuhe. "Ab da wusste ich, dass nicht mehr viel schief gehen konnte und ich rechnete mir aus, dass ich es vielleicht unter 10 Stunden schaffen könnte", resümiert die Iserlohnerin. Immerhin hatte sie noch einen kompletten Marathon in der Mittagssonne zu absolvieren. Beflügelt von ihrer bisher guten Renneinteilung lief sie ein konstantes Rennen. Die letzten zwei Kilometer auf dem Weg zur Finishline waren begleitet von vielen Emotionen und sogar ein paar Freudentränen. Beim Durchlaufen des Zielbogens nach 9:57:20 Stunden erfüllte sich Verena Walter einen weiteren Traum von Hawaii. Ihren Besten bisher.

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Das Ergebniss im Überblick:

7. Platz AK W30-34
3.-beste Deutsche
44. Platz gesamt