Beim Norseman wird von einer Fähre gestartetVerena Walter finisht beim härtesten Triathlon der Welt

Der Norseman Xtreme Triathlon im norwegischen Eidfjord gilt als das härteste Langdistanzrennen weltweit. Bei der Auftaktdisziplin von 3,8 km Schwimmen im eiskalten Fjord, der von Gletscherwasser gespeist wird, ist mitunter auch eine Strömung bedingt durch Ebbe und Flut zu erwarten, die das Schwimmen deutlich erschweren kann. Auf der 180 km langen Radstrecke sind 3500 Höhenmeter zu bewältigen. Sie führt die Athleten auf das Hochplateau des Hardangervidda, wo kühle Temperaturen zu erwarten sind. Die 42,2 km Marathonlaufstrecke ist die ersten 25 Kilometer relativ flach und führt an einem See entlang, bevor es dann in den langen Schlussanstieg zum 1.850 m hohen "Gaustatoppen" geht. Bis Kilometer 37 verläuft die Strecke auf der Asphaltstraße, zweigt dann aber ab auf einen alpinen Wanderweg über loses Geröll hinauf zum Gipfel, wo das Ziel ist.

"Für ein bisschen Abenteuer und eine neue Herausforderung bin ich immer zu haben", begründet Verena Walter vom ITT ihren Entschluss bei dem Rennen teil zunehmen. "Außerdem bietet die norwegische Landschaft eine traumhafte Kulisse, um Sport in der gewaltigen Natur zu treiben."

Ein eigener Supporter ist für jeden Athleten obligatorisch, welcher den ganzen Tag über seinen Athleten mit dem Auto an der Punkt-zu-Punkt Rennstrecke verpflegen muss. Der Veranstalter stellt keine Verpflegung bereit. Mit ihrem Lebenspartner Ulrich Freitag fand Verena Walter schnell Unterstützung.

Der Start erfolgte bereits um 5 Uhr in der Früh. Somit klingelte der Wecker um 1:30 Uhr, um alle nötigen Vorbereitungen zu treffen. Am Abend vor dem Rennen wurde der Start und die erste Wechselzone um ca. 20 km verlegt, da die Wassertemperatur im Fjord nur noch 11°C betrug, zu kalt um dort zu schwimmen. Also entschied man sich für die wärmere Wassertemperatur (17°C) und in Folge dessen einer Verlängerung der Radstrecke von 180 auf 200 km. Davon ließ sich Verena Walter dann auch nicht mehr beeindrucken, denn sie wusste, dass sie einen harten Tag vor sich hatte.

Einstieg in den Trail bei km 37Vor eine kleine Mutprobe wird jeder Triathlet kurz vor dem Start gestellt: Ein Sprung aus circa 3 m Höhe von der Autofähre ins kühle Nass muss jeder überwinden, um überhaupt an die Startlinie zu gelangen. Das Horn des Schiffes erklingt als Startsignal. Verena Walter war mit Neoprenanzug, -Kappe und sogar Neoprensocken gut vor der Kälte geschützt. Große Probleme mit der Orientierung aufgrund der gerade erst einsetzenden Dämmerung hatten alle Athleten. Außerdem kannte man den Ausstieg in die neue Wechselzone nicht. Zudem erschwerte die Strömung das Schwimmen und schon mancher Athlet musste nach der ersten Disziplin das Rennen aufgeben.

Auf der Radstrecke sorgten Temperaturen um 16°C, Wind und Regen für erschwerte Bedingungen. Regenjacke, Radtrikot und Armlinge ersetzten den sonst im Wettkampf getragenen Tri-Einteiler. Verena Walter lang nach dem Schwimmen gut im Rennen und arbeitete sich bis auf den zweiten Platz vor. Die zweimalige Norseman-Siegerin Susanne Buckenlei aus Roth führte das Rennen souverän an und war erneut auf Siegeskurs.

Die Bedingungen auf der Laufstrecke waren im Gegensatz zur Radstrecke sommerlich warm. Noch bis zum Einstieg in den Anstieg lag Verena Walter auf einem Podiumsplatz, doch schon zu Beginn des langen Berges musste sie ihr Tempo auf Wandergeschwindigkeit drosseln und ihre Verfolgerinnen rückten immer näher. "Ich dachte mir, wenn ich bei Kilometer 37 zum Einstieg in der Trail angekommen bin, habe ich es fast geschafft", erinnert sich Verena Walter, "doch das war ein großer Irrtum!" Der Gipfel erschien ihr in unerreichbarer Ferne. Und nun erschwerte der steinige Untergrund noch jeden Schritt – "und das, wo doch eh schon alles weh tat"!

Ziel an der Bergstation des GaustatoppenUlrich Freitag versuchte Mut zuzureden, besonders wenn wieder eine Mitstreiterin an ihr vorbeimarschierte. Nach insgesamt 14:38:04 Stunden aber war Verena Walter glücklich und erschöpft im Ziel auf der Bergstation des Gaustatoppen. Dort konnte sie aufgrund des sonnigen Wetters eine herrliche Aussicht genießen, bevor es mit der Bergbahn im Inneren des Berges wieder hinab zur Talstation ging. Jedoch war dies nur aufgrund der geringen Kapazitäten für die Athleten reserviert, alle Supporter mussten den 5 km langen Rückweg zu Fuß bestreiten.

Gesamtsieger wurde der zweifache Hawaii-Champion Tim De Boom aus Colorado (11:18:52 Std.). Gesamtsiegerin Susanne Buckenlei benötigte 13:10:37 Std. Verena Walter belegte den 7. Platz der Damen und den 79. Platz im gesamten Starterfeld von ca. 250 Athleten. Jetzt gönnt sich die Iserlohnerin erstmal eine kurze Pause, bevor sie wieder in ihr Training einsteigt. Dann für ein komplett gegenteiliges Rennen bei enormer Hitze: Dem IRONMAN auf Hawaii am 8. Oktober.