Tim Fröhling finsishte erste Langdistanz beim OstseeMan

Beim Anblick meiner Wetter-App am Donnerstagabend wurde mir klar, dass es ein heisses Rennen werden sollte. Der OstseeMan13 stand mir bevor und nur noch knapp vier Tage trennten mich von diesem Großereignis....

Wir reisten bereits am Freitag in aller Frühe an, um uns schon einmal mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Glücksburg ist ein kleiner Kurort nur wenige Kilometer von der dänischen Grenze entfernt. Das ganze Dorf war bereits mit Plakaten und Flaggen ausgestattet, so dass jeder wusste, worum es an diesem Wochenende gehen sollte.
Wir wohnten in einer kleinen, gemütlichen Pension (nicht mehr in einer Jugendherberge am Bhf) etwa 500m vom Wettkampfgeschehen entfernt, was natürlich sehr praktisch war.

Die Abholung der Startunterlagen verlief reibungslos, ohne Stress und ohne dass man anstehen musste. Alle Leute schienen tiefenentspannt zu sein...was ich auch versuchte

Es waren knapp 600 Einzelstarter und 300 Staffeln gemeldet, dass insgesamt etwa 1500 Athleten am Sonntag auf der Strecke sein sollten, sowie ca. 15000 begeisterte Zuschauer.

Als ich am Samstag morgen den Vorhang zur Seite zog, traute ich meinen Augen nicht: Bedeckter Himmel mit einer steifen Brise bei der sich die Bäume leicht bogen. Dabei wollte ich doch noch eine Runde im Meer drehen. Nach dem Frühstück gingen wir zum Strand und das Elend nahm seinen Lauf...etwa 1 Meter Welle und kaltes Wasser.. nicht gerade meine Lieblingskonditionen!
Kurz den Neo übergezogen und eine Runde im Wasser gedreht und auch den ersten Kontakt mit den zahlreichen Quallen gemacht – trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl!

In der nachfolgenden Wettkampfbesprechung wurde als Scherz von einem Neoverbot gesprochen – für mich ein schlechter Scherz, welcher mein Herz noch höher schlagen ließ! Das Einchecken des Rades verlief auch ohne Probleme, das Wetter hatte sich wieder verbessert und die Sonne brannte nachmittags vom Himmel. Aufregung kam bei mir auf, als ich mehrere laute Knalle hörte, was auf geborstene Schläuche in der Wechselzone schließen ließ und mich mehr und mehr an meine Medium-Resultate bei Hitzerennen in dieser Saison erinnerte...

Der Tag der Wahrheit stand mir bevor: Hatte ich genug trainiert? Geschwommen war ich freiwillig ja eigentlich immer nur im Wettkampf...sollte das reichen? Würde ich überhaupt ankommen? Zweifel über Zweifel und ich sagte mir, dass es völlig ok wäre einfach nur locker durchzuschwimmen und dann auf dem Rad das Feld etwas von hinten aufzurollen. Laufen hatte ich genug trainiert...dachte ich zumindest!

Der Wecker klingelte um 4.30h – in 2 ½ Stunden fiel schon der Startschuss... mein erster Gang war auf den Balkon : Kein Wind – keine Wolke am Himmel – angenehme Morgenfrische! Das es im Laufe des Wettkampftages noch ziemlich warm werden sollte verdrängte ich völlig.
Kurz gefrühstückt mit 2 weiteren Athleten, die allerdings schon zum 5. Mal teilnahmen und dann ging es auch schon los in die Wechselzone.

Von nun an verlief alles wie im Film: ich zog den Neo über, verabschiedete mich von Eva, die mir während des Wettkampfes den ein oder anderen Gefallen tun sollte, und begab mich mutig in die vorderen Reihen. Am Ende des Tages erzählte man mir von einem Herzschlag in den letzten 30 Sekunden vor dem Startschuss...

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Ich nahm nur wahr, dass rückwärts gezählt wurde und plötzlich alle ins Meer liefen. Also tat ich dies auch. Ich nahm wahr wie die Menge auf dem Steg jubelte und ich langsam im Wasser zur Ruhe kam. Um die ersten Bojen herum wurde zwar gehauen und getreten, aber auch dadurch wurde ich komischerweise nicht aus der Ruhe gebracht. Es fühlte sich gut an – die Wasserlage, die Atmung und zu wissen, dass ich im vorderen Drittel schwamm. Ich wartete die ganze Zeit auf den Punkt, an dem ich langsamer werden musste... diese kam aber nicht – auch nicht als ich Bekanntschaften mit den zahlreichen Quallen machte. – kurz vor dem Ausstieg beim Schwimmen, Eva nochmal kurz zugewunken und dann den Schlussspurt angesetzt. Cool! Das Schwimmen war geschafft und ich hab nur 1:09:45h benötigt. Hätte ich vorher nie gedacht! Beflügelt von diesem Ergebnis schwang ich mich aufs Rad und trat locker in die Pedalen...doch der Tiefschlag folgte prompt!

Der Radrundkurs mit 30km Länge musste 6x gefahren werden und ist dafür, dass man sich an der Küste befindet doch recht profiliert. Hinzu kommt, dass auf einigen Streckenabschnitten doch recht heftiger Gegenwind blies.

Gerade einmal 7km gefahren auf einer breiten Straße, abgetrennt mit Pylonen in der Mitte, wurde ich bei Tempo 40 km/h von einem Rowdy in eine Pylone gedrängelt, so dass ich stürzte! Das alles geschah so schnell, dass er plötzlich direkt neben mir war, eine Schlenker machte und ich dann fiel, dass ich mir nicht mal seine Startnummer merken konnte...ich lag auf der Erde, er fuhr weiter, keiner hielt an um mir zu helfen... ich hatte zum Glück nur Schürfwunden und das Rad während des Sturzes irgendwie automatisch versucht hochzuhalten... das Rad hatte so gut wie nichts.

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Also fuhr ich weiter – das konnte ja schließlich nicht das Ende meiner ersten Langdistanz sein!
Meine Hose war auf der linken Seite zerrissen und auch die Zuschauer zeigten mitleidig mit dem Finger auf meine Wunden, während ich am Berg an ihnen vorbei fuhr. Dort stand Eva, der ich zurief, dass ich gerne eine andere Hose hätte zum Laufen;-) Glücklicherweise hatte ich am Tag vorher 2 neue Hosen gekauft!
Das Radeln verging ohne Probleme bis auf den auftretenden Gegenwind in Runde 5 und 6, welcher mich schon einige Nerven gekostet hat. Nach 5:32h trudelte ich in die Wechselzone und war wieder recht zufrieden aber schon etwas kaputt!
Habe noch nie zuvor so tolle Zuschauer erlebt, hautnahe Anfeuerung am Berg mit Gänsehautfaktor - echt klasse!

Im Wechselzelt fand ich, dank Eva, eine neue Hose und Sunblocker. Die Sonne stand nun ohne Wolken da und es wurde immer heißer...“echt nicht mein Wetter“, dachte ich und lief einfach los durch die jubelnden Menschenmassen. Ein tolles Gefühl, auch wenn einen die Kräfte zu verlassen scheinen! Es mussten 5 Runden à 8,33 km gelaufen werden, auf ständig wechselndem Untergrund. Zudem gab es auch einige Steigungen, die ich hinterher eher hochgegangen bin. Zu erwähnen ist eigentlich nur noch mein kleiner Tiefpunkt in Runde 2. Es kamen Zweifel auf, warum, wieso, weshalb diese Qual? Ich lief einfach weiter durch die tolle Kulisse am Schloss vorbei und über die Promenade. Alles geschah ab Runde 3 automatisch: trinken, essen, gehen, laufen - wie im Film!
Am Ende benötigte ich 4:49h für den Marathon und war auch damit zufrieden.
Insgesamt war es ein total tolles Erlebnis zum richtigen Zeitpunkt bei einem super organisierten Wettkampf! Ich benötigte für alles 11:40:08h und bin damit unter meinem selbst gesteckten Ziel von 12h geblieben.

Einen großen Dank an meine „Betreuerin“ Eva, die mich zu jedem Zeitpunkt gut verpflegt hat und einen Weg gefunden hat, mich mit meiner neuen Lieblingshose zu versorgen.

Ein klasse Wettkampf mit Gänsehautcharakter und die Pension für das nächste Jahr ist schon gebucht!