Ironman-Athleten verlieren Kampf gegen die Gluthitze in Zürich / Nur Verena Walter im Ziel


Zürich/Iserlohn: Eigentlich lautet der Leitspruch der Ironmänner und –frauen ja „DNF is no option“ (Aufgeben kommt nicht in Frage). Am vergangenen Sonntag beim Ironman Zürich mussten die Iserlohner Triathleten Verena Walter, Sascha Siekmann und Dr. Frank Nobis aber feststellen, dass ein Langdistanzrennen eben doch nur bedingt planbar ist.
3,8 km Schwimmen im Zürichsee, 180,2 km Radfahren durch die Schweizer Berge und 42,2 km Laufen – ein Ironman verlangt seinen Teilnehmern ohnehin schon alles ab. Am Sonntag aber war es noch extremer: Das heißeste Wochenende der Schweiz seit 10 Jahren, nach einer Tropennacht schon am Morgen 37 Grad Luft- und 26 Grad Wassertemperatur, Fönwinde und das Verbot der schutz- und auftriebgebenden Neoprenschwimmanzüge machten das Rennen zur Herkulesaufgabe, an der die ITTer scheiterten.
Dabei waren die Iserlohner hervorragend vorbereitet und mit großen Ambitionen angereist. Alle drei hatten sie gute Chancen, im Feld der 2600 Athleten einen der begehrten 50 Slots, die zur Teilnahme an der WM in Hawaii berechtigten, zu ergattern (der IKZ berichtete). Doch der Kampf gegen Hitze, Krämpfe und Dehydrierung des Körpers ließen es anders kommen.

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Als ersten erwischte es Sascha Siekmann, der schon auf der ersten von zwei zu fahrenden Radrunden der Hitze nicht standhalten konnte, sich mehrfach übergab und das Rennen bereits nach 90 Radkilometern völlig entkräftet aufgeben musste.
Nicht viel besser erging es Nobis: Er hatte zunächst im Gerangel des Massenstarts der 2600 Athleten seine Schwimmbrille verloren und sich danach am Ellbogen verletzt, so dass er die letzten 2000 Meter quasi einarmig schwimmen musste und erst nach 1:47:31 Stunden (!), 40 Minuten langsamer als geplant, wieder an Land war. Zu diesem Zeitpunkt war ihm schon klar, dass sowohl die Hawaii-Quali, als auch das Minimalziel einer neuen persönlichen Bestzeit nicht mehr erreichbar waren. Die sich anschließende anspruchsvolle Radstrecke durch die Schweizer Berglandschaft, für die Nobis 5:27:25 Stunden benötigte, war deshalb nicht nur ein ständiger Kampf gegen die Hitze und Dehydrierung des Körpers, sondern vor allem gegen die schwindende Motivation. „ Es war unfassbar hart, trotz verfehlten Ziels weiter gegen die Hitze anzukämpfen“ erklärte Nobis und fasste deshalb nach 5 Laufkilometern den Entschluss, sein Rennen ebenfalls abzubrechen, um sich so wenigstens die Option offen zu halten, in Kürze einen neuen Qualiversuch bei einem weiteres Langdistanz-Rennen zu starten.

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Am besten kam noch Verena Walter mit den widrigen Bedingungen zurecht, die es zwar bis ins Ziel schaffte, aber auch sie verpasste am Ende die zuvor eigentlich sicher geglaubte Hawaii-Qualifikation. Bis zum Beginn des Marathonlaufs hatte sie sich mit den Bedingungen noch einigermaßen gut arrangieren können und das Rennen vernünftig eingeteilt. Nach einer guten Schwimmzeit von 1:08:34 und einer Radzeit von 5:22:50 Stunden auf dem 4. Platz der AK30 liegend, musste aber auch sie beim Marathonlauf der brüllenden Hitze Tribut zollen. „Die Hitze hat mich fertig gemacht, ich war völlig demotiviert, die Quali war mir plötzlich egal und ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass die Qualen endlich vorbei sind“, resümierte Walter im Ziel vollkommen entkräftet. Mit einer Gesamtzeit von 10:26:43, statt geplanter 9:45 Stunden blieb auch die seit Jahren beste Iserlohner Triathletin weit unter ihren Möglichkeiten. Das diese Zielzeit am Ende zwar noch Platz 3 der AK30 (Gesamtplatz 17) bedeutete, entschädigte die Iserlohnerin nur wenig, denn für die Qualifikation hätte sie sich mindestens auf den 2. Platz vorkämpfen müssen. Am Ende fehlten ihr dazu 2:30 Minuten.
Insgesamt mussten rund 1/3 aller Athleten den Wettkampf vorzeitig beenden, obwohl die Veranstalter zur Wettkampfbesprechung eigens eine spezialisierte Ärztin, die Verhaltensregeln und Gefahren der Hitze aufzeigte, aufboten hatten und zusätzlich zur üblichen Wettkampfverpflegung 3 Tonnen Eisbeutel zur Kühlung sowie 30.000 Salztabletten gegen den Mineralverlust während des Rennens für die Athleten bereit hielten.